Joachim Rüttgen, RP vom 04.05.2012

Workshop statt Unterricht gestern in den siebten Klassen des Gymnasiums: Die Schüler wurden für einen sensiblen Umgang mit sozialen Netzwerken im Internet geschult. Abends informierten sich mehr als 100 Eltern.

Bei manchen Aussagen von Florian Greinert mussten die Siebtklässler des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) regelrecht schlucken: “Alle Daten, die ihr ins Internet stellt, bleiben grundsätzlich dort stehen” oder “Alle Dienste, die kostenlos sind, bezahlt ihr mit euren Daten”. Das Gymnasium bot gestern in Kooperation mit der Sparkasse den Workshop “Medienkompetenz 2.0” an. Hierbei ging es um Chancen und Risiken sozialer Netzwerke, um Communities und das sichere Surfen im virtuellen Leben sowie um Datenschutz.

Handeln aus Unkenntnis

Referent war Florian Greinert, Student der Medieninformatik. Er arbeitet für die Firma Mecodia und bietet bundesweit Workshops an. “Die meisten Schüler surfen im Internet und nutzen die sozialen Netzwerke – ohne nachzudenken. Sie handeln aus Unkenntnis.” Das sei erschreckend. Umso wichtiger sei die Aufklärung. Greinert präsentierte viele Beispiele, suchte das Gespräch mit den Schülern und erklärte verständlich. “Ihr könnt Texte und Bilder manipulieren, retouchieren und bearbeiten, aber ob das erlaubt ist, ist was anderes”, sagte er und appellierte an die Siebtklässler, vorsichtig zu sein und sich Gedanken über das zu machen, was sie im Internet tun. “Ich will nichts verbieten, aber bewusst machen, was passiert”, sagte er.

Warum sich “Online-Communities” großer Beliebtheit erfreuen, wusste ein Schüler am besten: “Man kann schnell mit Freunden chatten, hat keine Kosten wie bei einer SMS, und es ist ein guter Zeitvertreib”, sagte er. Trotzdem warnte Greinert davor, sich keine Gedanken darüber zu machen, was man im Internet hochlädt. “Ihr müsst sehr aufpassen”, warnte er. Für Verblüffung sorgten die Ergebnisse der Stiftung Warentest, die herausgefunden hat, dass keine Community gut auf die Daten der Nutzer achtet. Fast alle der getesteten Netzwerke hatten erhebliche, deutliche oder zumindest einige Mängel.

Greinert verwies auf das deutsche Datenschutzrecht, das nicht für “Facebook” aus Amerika gelte. “Dort dürfen grundsätzlich Daten weitergegeben werden. Sie sind zunächst einmal alle öffentlich”, sagte er. Der Referent zeigte den Schülern, wie sie künftig die Privatsphäre bei Facebook wahren können. “Ich glaube, dass ihr irgendwann Facebook nutzen müsst, aber ihr solltet euch auskennen”, sagte er.

Generation Online

Dass es auch die Eltern für wichtig erachten, dass ihre Kinder aufgeklärt werden, zeigte die Resonanz auf den Elternabend “Generation Online – was machen unsere Kinder im Netz?” gestern Abend im THG. Nach Angaben der stellvertretenden Schulleiterin Nina Wintersohl hatten sich dafür mehr als 100 Personen angemeldet.