Comenius – Gespräche über Gesundheit

Von Joachim Rüttgen, RP vom 05.12.2012

Für knapp eine Woche waren 25 schwedische und 22 holländische Schüler zu Gast am Theodor-Heuss-Gymnasium. Sie haben sich mit dem Thema Gesundheit befasst. Im März reisen die Radevormwalder Achtklässler zum Gegenbesuch.

Gestern Vormittag flossen Tränen am Theodor-Heuss-Gymnasium. Die 22 holländischen Schüler und drei Lehrer aus Spijkenisse verabschiedeten sich von ihren Gastgebern. Für knapp eine Woche waren sie zu Gast in Rade und nahmen am Comenius-Projekt teil. Gestern Abendstand auch für die 25 Schweden mit drei Lehrern die Rückreise nach Lund an.
Das Fazit der stellvertretenden Schulleiterin Nina Wintersohl ist positiv. “Es ist alles gut gelaufen, unkompliziert und harmonisch”, sagte sie. Wichtig ist der Englisch-Lehrerin, dass die Kommunikation fast ausschließlich über Englisch funktioniert hat. Auch die Ergebnisse der Projektarbeiten zum Thema Gesundheit haben sie überzeugt. Die Comenius-AG des Gymnasiums hatte eigens für den Austausch Fragebögen an den drei Schulen verteilt und eine Umfrage gestartet. “Mehr als 700 Bögen haben wir gesammelt und werten sie zurzeit aus. Die Ergebnisse fließen in eine Dokumentation, die wir auch an die Nationale Agentur im pädagogischen Austauschdienst bei der Bezirksregierung Düsseldorf schicken”, sagte sie. Die Dokumentation der Ergebnisse der Comenius-Arbeit sei verpflichtend und wichtig, um die interkulturelle Begegnung der Schüler auf europäischer Ebene auch schriftlich zu fixieren.

Nina Wintersohl ist überzeugt, dass das Projekt die Schüler inhaltlich, sprachlich und persönlich fordert und fördert. “Für Achtklässler ist solch ein Projekt und solche Arbeit nicht selbstverständlich”, sagt sie. Die Schüler müssten sich schon was trauen. Vom Gymnasium an der Hermannstraße nahmen alle 80 Jugendliche der Klassen acht teil, 45 hatten einen Gast aufgenommen. Im März stehen die Gegenbesuche in Holland und in Schweden an. Im Schuljahr 2013/2014 werden die heutigen Siebtklässler das auf zwei Jahre angelegte Projekt fortsetzen und beenden.

Wie ernst sich die Gymnasiasten mit dem Comenius-Projekt beschäftigen, zeigte der Besuch einer Gruppe in der Curt-von-Knobelsdorff-Klinik an der Hermannstraße. Dort befragten die Achtklässler voller Interesse den Klinikleiter des Blauen Kreuz, Dr. Matthias Brecklinghaus, zum Thema Sucht und Alkohol. “Wir haben uns vorher Fragen überlegt, die wir stellen wollen”, sagte Vanessa Garweg von der Klasse 8b. Drei Deutsche, eine Holländerin, eine Schwedin und drei holländische Lehrerinnen verfolgten gespannt das Gespräch im Mitarbeiterbesprechungszimmer der Klinik. Brecklinghaus war erfreut über das Interesse der Schüler und deren detaillierte Fragen zur Therapie, zur Arbeit mit Abhängigen und zu deren Freizeitmöglichkeiten in der Klinik an der Hermannstraße. “Ich finde es toll, dass das Thema Alkohol bei den Jugendlichen Interesse findet, denn in Deutschland fehlt eine Kultur der kritischen Auseinandersetzung mit Alkohol”, sagte er.

Deshalb suche er gerne das Gespräch mit Schulklassen, die im Schnitt ein- bis zweimal im Monat das Blaue Kreuz besuchen – oft eingebunden in Projekttage. Brecklinghaus weiß, dass viele Jugendliche kein gutes Beispiel von Erwachsenen erhalten. Deshalb sei es wichtig, sich mit dem Thema zu befassen und intensiv zu diskutieren.