Niklas Dummer, RGA vom 08.07.2013
Das doppelte “THGchen” nannten Tanja Biermann und Nina Wintersohl – beides Lehrerinnen am Theodor-Heuss-Gymnasium – dieses einmalige Phänomen: den doppelten Abiturjahrgang. Mit ihm gingen viele Besonderheiten einher: Der Ball konnte zum Beispiel aus Platzgründen nicht im Radevormwalder Bürgerhaus stattfinden, wie seit vielen Jahren Tradition am THG.
Stattdessen wurde er in die Mehrzweckhalle in Hückeswagen verlegt und hatte in dieser riesigen Turnhalle etwas von den amerikanischen Bällen, die man sonst nur aus Filmen kennt.
Die Schüler selbst beschrieben sich in ihrem Motto “Abikini” als den heißesten Zweiteiler, trugen trotz Hitze aber bunte Ballkleider und Anzüge.
Heiß war der doppelte Abiturjahrgang für die Stadt, das THG und die Schüler selbst, denn er ist und bleibt für alle Beteiligten mit viel Papierkram verbunden: 17-jährige Studenten zum Beispiel werden immer mehr zur Regel als zur Ausnahme. Sie müssen erst einmal die Einwilligung ihrer Eltern einholen, wollen sie eine eigene Wohnung mieten.
Doch trotz solcher Probleme wurde aus zwei Jahrgängen ein echter, wie Schulleiter Matthias Fischbach-Städing in seiner Ansprache sagte. Er hatte die einmalige Ehre, gleich 116 Abiturienten das Zeugnis zu überreichen und somit ihre Schullaufbahn zu beenden. Drei Schüler haben das Abitur nicht geschafft. Der Notendurchschnitt betrug insgesamt 2,3.
Sina Windgassen schaffte die 1,0 und will Medizin studieren
Besonders heraus stach dabei Sina Windgassen. Sie erreichte die Traumnote 1,0. Dafür arbeitete sie hart. “In den Osterferien habe ich jeden Tag zwei Stunden für jedes Abiturfach gelernt”, erzählte sie. Umso glücklicher war sie, als sie es geschafft hatte. Mit der Traumnote bewirbt sie sich an der Universität Münster für Medizin.
Sie steht nun – wie alle anderen Abiturienten – “auf der Schwelle zwischen einem alten und neuen Lebensabschnitt, der ein Sprung in das Erwachsenenleben bedeutet”, wie Niklas Scholz, selbst Abgänger und Schulsprecher, in seiner Rede sagte. Aufregend sei der Abend für ihn vor allem deshalb, weil “fünf Minuten vor Einlass noch die letzten Tische verrückt wurden. Jetzt bin ich froh, dass alles geklappt hat.”
Für so manch einen Lehrer war dieser Abend genau so aufregend wie für die Schüler. Falk Itzerod, der erst in diesem Jahr zum Kollegium stieß und seinen ersten Abiturjahrgang entließ, hätte den Abiball beinahe verpasst, weil er nicht wusste, was er anziehen sollte. Und auch Hannes Ettwig, der die Schüler seit 2008, seitdem er Lehrer am THG ist, begleitete, zitterte vor seiner Ansprache. Bei seiner “Betrachtung der historischen Bedeutung” stellte der Geschichtslehrer fest, dass beide Jahrgänge – besonders die damalige Klasse 7b – immer mit seiner persönlichen Geschichte am THG verbunden waren.
So endete ein weiteres Kapitel in der persönlichen Geschichte der Abiturienten gegen zwei Uhr, als die Musik abgedreht und der Saal geräumt wurde. In diesem Moment hätten viele Abiturienten gerne noch weiter gefeiert, aber so gab es wenigstens – trotz der vielen Gäste, des großen Essens und des vielen Biers – keinen Ärger für die Sicherheitskräfte.