Von Gunnar Freudenberg, RGA vom 04.02.2014

Dr. Werner Söffing (Latein) und Wolfgang Trott (Sport) werden heute am Theodor-Heuss-Gymnasium in den Ruhestand verabschiedet.

“Ultimus dies”: Der letzte Tag am Theodor-Heuss-Gymnasium war für Dr. Werner Söffing vergangene Woche gekommen. Heute wird der Lateinlehrer offiziell verabschiedet und wechselt nach knapp 33 Jahren in den Ruhestand. “Es reicht dann auch”, sagt der 64-Jährige und kann sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. Gar “hässlich lachen” wolle er, wenn er künftig in der Zeitung auf das Thema Schule stoße.

Werner Söffing freut sich auf den neuen Lebensabschnitt, das verbirgt er nicht. Aber er blickt auch ohne Reue auf seine Schulzeit zurück, vor der ihn sein Griechisch-Professor an der Ruhr-Uni Bochum einst warnte. “Das willst du dir antun?”, hatte der Professor seinen Assistenten, der 1974 sein Examen in Griechisch, Latein und Slawistik ablegte, gefragt. Dr. Werner Söffing beantwortete die Frage mit “Ja”, unterrichtete zunächst vier Jahre am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Hilden und kam schließlich 1981 ans THG.

Gerne wollte Söffing am THG Griechisch-Unterricht einführen

Latein sei auch heute noch gefragt, kann der “dottore”, wie er von vielen Schülern genannt wurde, mit Bestimmtheit sagen. “Die Schüler haben sich fast immer ausgeglichen auf Französisch und Latein verteilt.” Die immer wiederkehrenden Pläne, das Latinum abzuschaffen, hält Söffing für falsch. “Ein Studium der Geschichte oder Theologie ist ohne doch gar nicht möglich.”

In seinen 33 Jahren am THG äußerte der Lateinlehrer sogar fortwährend den Wunsch, auch Griechisch unterrichten zu dürfen. “Eine dritte Fremdsprache wurde aber immer wieder abgelehnt. Na ja, jetzt haben wir Spanisch im Angebot”, stellt Werner Söffing, der seine Ironie gerne zwischen den Zeilen verpackt, fest.

Völlig ohne Ironie sieht er das THG aber insgesamt auf einem guten Weg. Die Schule sei immer schon besser gewesen als ihr Ruf. “In den letzten Jahren hat sie noch einmal einen Sprung nach vorne gemacht.” Werner Söffing war sich dabei nie zu schade, mit viel Engagement auch neben dem Unterricht mit anzupacken. Zuletzt machte er zum Beispiel die Bücher für die Schul-Bibliothek EDV-tauglich. Da störte es ihn auch nicht, wenn die Schüler sich bei ihm beschwerten, dass es bei Aldi an der Kasse schneller als bei der Ausleihe ginge.

An “viele lustige und auch intelligente” Schüler erinnert sich Werner Söffing gerne zurück. Im Schnitt seien die Leistungen aber über die Jahre immer schlechter geworden. “Klassenarbeiten von 1981 könnte man heute nicht mehr schreiben lassen.” Schlechte Noten seien heutzutage aber von höchster Stelle nicht mehr erwünscht. “Ich habe sie trotzdem verteilt und bin damit immer wieder angeeckt.”

Das Verhältnis zu den meisten Schülern war dennoch gut. In den Herbst- oder Osterferien lernte er viele von ihnen auch von ihrer privaten Seite kennen. 1991 fuhr er zum ersten Mal mit einer Schülergruppe nach Rom. Ab 1997 fanden die Rom-Fahrten jedes Jahr statt. Zunächst in seiner Freizeit, ab 2004 dann offiziell als Schulfahrt deklariert. “Schöne Erinnerungen, die nicht alle in die Öffentlichkeit gehören”, entstanden so.

Reisen sollen auch die nächsten Jahre in Werner Söffings Leben bestimmen. “In ein tiefes, dunkles Loch werde ich garantiert nicht fallen”, sagt der Lateinlehrer, der eigentlich Lokführer werden wollte. “Da hätte ich aber eine Schlosserlehre machen müssen, das wäre nichts für mich gewesen.”

Seine Leidenschaft für Züge und Straßenbahnen – bei ganzen Schülergenerationen berüchtigt – verewigt er seit Jahrzehnten in Fotos. Nach Böhmen und ins ehemalige Jugoslawien sollen die nächsten Reisen gehen. Und ins bulgarische Burgas. “Da steht noch ein 50-jähriger Oberleitungsbus aus Winterthur”, erklärt Werner Söffing, dessen Frau Hannelore diese Leidenschaft nicht teilen kann.

So wie der 64-Jährige sich nicht für Sport begeistern kann. “Etliche meiner Sportlehrer habe ich in keiner guten Erinnerung”, gibt der “dottore” zu. Was aber nicht auf seinen Kollegen Wolfgang Trott zutrifft, der heute mit ihm dem THG offiziell “adieu” sagt.

Der Sportlehrer geht mit “zwei weinenden Augen”

Im Gegensatz zu Werner Söffing geht der Sportlehrer gleich “mit zwei weinenden Augen”, wie er zugibt. “Ich hätte gerne noch ein halbes Jahr drangehängt”, sagt Wolfgang Trott. “Die Bezirksregierung hat aber anders entschieden.”

Der 65-jährige Diplom-Sportlehrer begann 1975 nach dem Studium an der Deutschen Sporthochschule in Köln seine Laufbahn am THG. Unterbrochen wurden die gut 38 Jahre in Rade nur von einem zweijährigen Gastspiel am Wermelskirchener Gymnasium.

“Ich habe immer versucht, meine Begeisterung für den Sport an die Kinder und Jugendlichen weiterzugeben”, sagt Wolfgang Trott, selbst in erster Linie Radrennfahrer, Handballer und Tennisspieler. Die Tage, an denen er lustlos zur Sporthalle gefahren sei, könne er an einer Hand abzählen.

“Mein Ziel war es, dass meine Schüler eine oder mehrere Sportarten finden, an denen sie ihr ganzes Leben lang Gefallen finden.” Insgesamt habe die Lust auf Sport von Generation zu Generation immer mehr abgenommen. “Heutzutage gibt es so viele virtuelle Ablenkungen, da bleibt die Bewegung auf der Strecke.” Die Richtlinien – gerade für die Unterstufe – würden diesen Bewegungsmangel seiner Meinung nach sogar noch forcieren.

Wolfgang Trott, der in den ersten fünf Jahren als THG-Lehrer noch vis-à-vis zum Schulgebäude wohnte, wird die Nähe zu seinen Schülern vermissen. “Raubtiere”, nannte der nach außen stets gut gelaunte Sport-Dompteur die älteren Schüler oft; bei den Jüngeren wurde er selbst lieber zur zahmen Schmusekatze.

Zehn Jahre lang – von 2000 bis 2010 – brachte er sogar seine Kollegen ins Schwitzen. Beim Lehrersport traten viele Gymnasiallehrer, sofern sie nicht gerade Werner Söffing hießen, regelmäßig zum Volleyball gegen Schüler aus der Oberstufe an. “Da lernte man sich gegenseitig ganz anders kennen”, blickt der 65-Jährige gerne zurück.

Weiter Sport-AGs und Schwimm-Aufsicht

Beim Blick nach vorn spielt der Sport in Trotts Leben natürlich weiterhin eine große Rolle. Ganz zurück bekommt Ehefrau Beate ihren Mann noch nicht. Ein paar Sport-AGs möchte Wolfgang Trott gerne weiterhin leiten und beim Schwimmunterricht als zweite Kraft Aufsicht führen. “Und wenn ich selbst aufs Rad steige, werde ich jetzt die ein oder andere Stunde dranhängen.”