Aus der Bergischen Morgenpost vom 11.11.2022. Von Wolfgang Weitzdörfer.

17 Kinder von zwei Schulen aus Frankreich und den Niederlanden sind diese Woche zu Gast am Theodor-Heuss-Gymnasium. Den Austausch gibt es seit vier Jahren. Und er ist nicht nur aus sozialer Hinsicht für die Mädchen und Jungen von Vorteil.

Ist ein Schulhof schon unter normalen Bedingungen ein wuseliger und sehr lebendiger Ort, ist der des Theodor-Heuss-Gymnasiums aktuell noch ein Stück wuseliger und lebendiger. Denn noch bis zum Wochenende sind 17 Kinder aus der französischen Hauptstadt Paris und der niederländischen Stadt Hellevoetsluis, etwa 30 Kilometer südwestlich von Rotterdam gelegen, zu Gast am Gymnasium. „Wir haben am THG schon seit 13 Jahren Schüleraustausche – mit mehreren Ländern. Mit den beiden Schulen in Frankreich und den Niederlanden sind wie seit vier Jahren in Kontakt“, sagt die betreuende Lehrerin Nina Heinze.

Ein Schüleraustausch sei nicht nur aus sozialer Hinsicht für die Kinder von Vorteil, da sie mit ihnen vorher völlig fremden Kindern zusammenkommen würden. „Es ist natürlich auch eine reale Kommunikation in einer Fremdsprache möglich – und nötig, damit man sich verständigen kann. Auf diese Weise lernt man die Sprache natürlich ganz anders als im theoretischen Schulunterricht“, sagt die Lehrerin.

Mit ihrer Lehrerin Marja Doris sind neun Kinder aus einer weiterführenden Schule aus dem 13. Distrikt der französischen Hauptstadt ins beschauliche Bergische Land gekommen. „Sie sind alle aus der neunten Jahrgangstufe und 13 oder 14 Jahre alt“, sagt Marja Doris. Der Austausch findet im Zuge eines sogenannten STEAM-Projekts statt. Das Akronym steht für Science, Technics, Engineering, Arts and Mathematics – also Wissenschaft, Technik, Maschinenbau, Kunst und Mathematik. Dabei handele es sich um einen Zugang zum Unterricht, der diese Bereiche in einem auch außerschulischen Bereich – etwa einem Schüleraustausch – berücksichtige. „Wir beschäftigen uns innerhalb und außerhalb der Schule mit unterschiedlichen Themen aus diesem Komplex. Beim diesjährigen Austausch lauten die Themen Biodiversität und Bienen“, sagt die Französin.

Im Zuge des einwöchigen Austauschs würden sich die Schüler nicht nur gegenseitig kennenlernen – und das durchaus auch sehr persönlich. „Sie sind in Gastfamilien untergebracht – zuerst hier in Radevormwald und im April des nächsten Jahres in Frankreich und den Niederlanden“, sagt Nina Heinze. Es gebe aber auch die Möglichkeit, an Workshops und Ausflügen die Themen Nachhaltigkeit und Biodiversität zu behandeln.

„Wir waren zum Beispiel schon im Botanischen Garten in Bonn – und es steht auch noch ein Besuch der Ausstellung ‚Das zerbrechliche Paradies‘ im Gasometer in Oberhausen auf dem Programm“, sagt Nina Heinze. Für den Austausch hätten sich die Kinder bewerben können. „Wir hatten 17 Plätze, tatsächlich hatten sich auch nur 18 Jungen und Mädchen aus den neunten Klassen beworben – für das 18. Mädchen war der Austausch dann aber nicht so wichtig, so dass es keine Warteliste gab“, sagt die THG-Lehrerin. In der achten Klasse gibt es auch noch einen Austausch mit der schwedischen Stadt Lund.

Wichtig sei, dass die Austausche in Länder gehen würden, in denen Englisch auch nicht die Muttersprache sei. „Damit sind alle Kinder auf einem Level, was die Sprachkenntnisse angeht“, sagt Nina Heinze. Dass der Austausch mit Paris und Hellevoetsluis so gut klappe, hänge natürlich immer auch am beteiligten Lehrpersonal ab. „Es steht und fällt mit den Organisatoren“, ist sich Nina Heinze sicher. Eigentlich wäre es also auch schon der vierte gemeinsame Austausch. Allerdings habe natürlich auch hier Corona wieder für Unruhe gesorgt. „Wir mussten anderthalb Jahre pausieren. Und im vorigen Schuljahr konnten wir zwar einen Austausch machen – mussten allerdings in Hotels ausweichen, leider war es nicht möglich, in Gastfamilien zu gehen. Aber das war natürlich besser, als den Austausch ausfallen lassen zu müssen“, sagt Nina Heinze.

Solene ist 14 Jahre alt und kommt aus Paris – einer Millionenstadt und Metropole. „Radevormwald ist natürlich ganz anders, so viel kleiner – aber auch irgendwie niedlich“, sagt das Mädchen. Sie sei noch nie in Deutschland gewesen, es gefalle ihr aber sehr gut. Das Mädchen aus Paris ist bei der 15-jährigen Vera aus Radevormwald untergebracht. „Ich habe schon beim Austausch mit Lund mitgemacht, daher kenne ich das Prinzip schon. Aber es ist natürlich trotzdem immer etwas Besonderes“, sagt sie und lacht.

Für den niederländischen Lehrer Sjoerd Krook, der zum ersten Mal am Austausch teilnimmt, ist das Konzept Schüleraustausch wichtig. „Die Schüler lernen auf diese Weise das Konzept Internationalität kennen. Und nicht selten entwickeln sich aus den Zufallsbekanntschaften auch langjährige Freundschaften“, sagt er.