Aus der Bergischen Morgenpost v. 03.02.2023 von Cristina Segovia Buendía
Vier Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums haben sich als talentierte Problemlöser bei der „Mathematical Modelling Competition Maastricht“ Platz zwei gesichert.
Seit 20 Jahren sendet das Theodor-Heuss-Gymnasium in Radevormwald ihre besten Nachwuchs-Mathematiker in die niederländische Universitätsstadt Maastricht, um sich auf internationalem Parkett mit anderen zahlen- und formelbegeisterten Schülern zu messen. Über 40 Teams aus den Benelux-Ländern (Belgien, Niederlande und Luxemburg) sowie aus Deutschland, England und Frankreich nehmen für gewöhnlich daran teil. Ein spannender Wettbewerb mit hohem Niveau erklären THG-Schulleiter Matthias Fischbach-Städing und Mathematiklehrer Carsten Rödding.
„Die Aufgaben, die hier auf Englisch gestellt werden, reichen weit über das hinaus, was in den Schulen im Matheunterricht vermittelt wird“, betont Rödding. Seit fünf Jahren kümmert er sich darum, Teilnehmer für den Wettbewerb zu finden und begleitet sie nach Maastricht. Zuvor hatte diese Aufgabe Fischbach-Städing 15 Jahre lang inne. „Die Grundlagen der Mathematik werden hier natürlich vermittelt, aber bei den Aufgaben geht es auch viel um logisches Denken“, erklärt der Schulleiter. „Wir versuchen jedes Jahr ein Team aus Schülern der Q1 und der Q2 zu erstellen, sodass immer bereits erfahrende Schüler im Folgejahr mitfahren.
In diesem Jahr allerdings war alles anders und der Wettbewerb für alle vier Teilnehmer des THG-Teams Neuland. Zuletzt fand der internationale Mathematikwettbewerb nämlich 2019 statt. Die Corona-Pandemie hatte auch diese Veranstaltung vorübergehend auf Eis gelegt.
Die beiden 18-jährigen Sven Zimmermann und Kevin Palt aus der Q2 sowie die beiden 16-jährigen Carina Meiß und Oliver Hombrecher der Q1, erklärten sich nach der Anfrage von Carsten Rödding bereit, die Herausforderung anzunehmen und bereiteten sich auf den Wettbewerb vor. Viel Zeit dafür hatten sie allerdings nicht. Ende vorigen Jahres wurden sie gefragt, vergangenes Wochenende fand der Wettbewerb statt. „Wir haben uns alte Aufgaben der vergangenen Jahre angeschaut und uns in einigen Themen eingelesen“, skizziert der 18-Jährige das Vorgehen. Jeder für sich, denn erst am Tag der Abreise, kamen die Schüler der unterschiedlichen Jahrgangsstufen zusammen. „Wir sind uns schonmal in der Schule begegnet, aber richtig gekannt haben wir uns vorher nicht“, erzählt Hombrecher mit Blick auf die Mitschüler der Q2.
Großen Druck verspürte das Team bei der Anreise nicht. Hohe Erwartungen hatten sie sich ohnehin nicht gesteckt, sagen die vier und schmunzeln. „Wir wollten nur besser abschneiden als unsere Vorgänger“, sagt Palt. Sieben Punkte galt es zu schlagen. Dass sie am Ende 42 von 50 möglichen Punkten erzielten und auf dem zweiten Platz landeten, damit hatten sie jedoch nicht gerechnet.
Zweieinhalb Stunden hatten die Teams während des Wettbewerbs Zeit, um fünf Aufgaben zu lösen. „Wie eine Klausursituation ist das nicht. Jedes Team saß in einem eigenen Raum, wo wir als Gruppe arbeiten und uns absprechen konnten“, erzählt Palt. „Wir waren ziemlich entspannt.“ Außer einem Taschenrechner waren keine anderen Hilfsmittel erlaubt. Für die erste Aufgabe mussten sie die ideale Strategie für ein Spiel entwickeln, um immer zu gewinnen und diese Strategie hinterher in eine allgemeine Formel umwandeln. Bei der zweiten Aufgabe ging es darum, Nummern in eine Zahlreihe zu sortieren, bei der die Summe der benachbarten Zahlen immer eine Quadratzahl ergibt. Auch dafür sollte das Rader Team dann eine allgemeine Formel entwickeln.
Die letzte Aufgabe war die schwerste, erinnert sich Palt noch lebhaft. „Das waren fünf Teilaufgaben, die wie ein Logikrätsel aufgebaut waren“, erklärt Zimmermann. „In einer ging es beispielsweise darum, dass es 1001 Münzen gibt, bei denen eine gefälscht ist und ein anderes Gewicht als die anderen hat. Wir sollten dann herausfinden, wie oft man mindestens Münzen wiegen muss, um die Gefälschte zu finden.“ Die ersten vier Aufgaben lösten die Radevormwalder Schüler perfekt, erzielten jeweils zehn von zehn Punkten. Bei der letzten kniffeligen Aufgabe holten sie sich immerhin noch zwei Punkte.
„Wir waren das einzige Team, zusammen mit den Siegern natürlich, das bei den ersten vier Aufgaben die volle Punktzahl erzielt hat“, sagte Zimmermann zufrieden. Er habe aus Spaß und Freude an der Mathematik teilgenommen. „Ich bin durch den Wettbewerb etwas selbstbewusster geworden, weil ich jetzt weiß, dass wir uns mit unseren mathematischen Fähigkeiten nicht verstecken müssen.“
Für Hombrecher habe der Wettbewerb zur Folge gehabt, dass er wieder Spaß an der Mathematik gefunden habe und sich auch privat mal wieder eine kniffelige Aufgabe sucht. Beide könnten sie vorstellen, ihre mathematischen Fähigkeiten künftig als Informatiker einzusetzen. Palt hingegen wird nach dem Abitur bei Gira erst eine Ausbildung zum Mechatroniker absolvieren, wo ihm seine Fähigkeiten als Problemlöser allerdings auch zugutekommen könnten. Nur Meiß möchte sich später ganz anderen Gefilden widmen, Englisch und Geschichte studieren.
Die Erfahrung habe sich gelohnt: „Im nächsten Jahr, machen wir auf jeden Fall wieder mit.“
Zum Preisgeld kam noch ein Amazon-Gutschein
Preisgeld Als Zweitplatzierte erhielt das Team ein Preisgeld von 100 Euro, das sie unter sich aufteilten. Für das „hervorragende Ergebnis“ gab es zusätzlich seitens der Schule jeweils einen 25 Euro Amazon-Gutschein.
Unterstützung Die Kosten für die Fahrt nach Maastricht steuerte der Förderverein der Schule bei, sodass für das Team keine Kosten entstanden.
Foto: Universität Maastricht