Aus der Bergischen Morgenpost vom 10.06.2023 von Cristina Segovia Buendía. Foto: Jürgen Moll.
Literaturkursus des Theodor-Heuss-Gymnasiums lädt für kommenden Dienstag zur Premiere von „Faust, Gretchen und das Göttliche“ ein. Von der Stückauswahl ihres Lehrers waren die Schüler zunächst schockiert.
Wer hätte gedacht, dass solch anspruchsvolle Kost der klassischen Literatur bei jungen Menschen weit mehr als 200 Jahre nach ihrer Uraufführung für Begeisterung sorgen würde? Das zumindest spürt, wer die 23 Schüler des Literaturkurses von Lehrer Carsten Krause dieser Tage auf der Bühne erlebt: Überraschend einfach gehen ihnen die Verse und Monologe von den Lippen. Inbrünstig und mit erfrischender Leichtigkeit verkörpern sie die großen Figuren der Weltliteratur, wie es Goethes Faust und Mephisto sind, die als Vorlage vieler folgender Hauptwerke gelten. Doch so einfach, wie es die eifrigen Schüler aussehen lassen, war es nicht immer.
Für die meisten war das von Krause ausgewählte Stück „Faust, Gretchen und das Göttliche“ ein Schock, erinnert sich Ella Rieke Zimmermann (17). „Im ersten Moment waren wir alle ziemlich schockiert. Danach hatten wir die Chance, den Text zu modernisieren und einen Zugang zu finden, das Stück zu verstehen und die Texte auswendig zu lernen“, berichtet Zimmermann. Sie verkörpert die Rolle des Gretchens und bringt bereits langjährige Theatererfahrung mit. Für sie ist das Stück dennoch eine Herausforderung, der sie sich gerne gestellt hat. „Jetzt gefällt es mir sogar sehr gut.“ Carina Meiß kennt das Originalwerk Goethes schon seit vielen Jahren, las es erstmals in der Grundschule und war bereits zweimal bei einer klassischen Aufführung dabei. Für ihren Geschmack wurden bei dieser Version, in der sie als eine von sechs Schülern die Hauptfigur Faust spielt, zu viele Textpassagen gekürzt. Das Original gefalle ihr besser, aber wenn Mitschüler über diese Fassung den Zugang zum Original finden, findet sie das gut.

Foto: Jürgen Moll
In dieser Version, erklärt Pädagoge Krause, sei Gretchen ebenfalls mit ihrem Verhalten in die Gegenwart geholt worden. „Wir wollten Gretchen nicht mehr als Opfer darstellen und bringen ein starkes Gretchen auf die Bühne, die zwar am Ende ebenfalls betrogen und in Stich gelassen wird, die der Liebe aber aufgeschlossen ist.“
Neben klassischem Schauspielunterricht haben die Schüler ihre Kulissen und Requisiten selbst gebastelt und erstellt. Entstanden ist ein sehr interessantes Stück mit vielen zeitgenössischen Elementen und einer gelungenen Mischung aus originalen Textpassagen und modernem Sprachgebrauch.
Pädagoge Krause ist schon jetzt mächtig stolz auf seine Schüler, auch wenn wenige Tage vor der Premiere noch an einigen Feinheiten geschliffen werden muss. Auch er spüre langsam Druck und Lampenfieber, ist aber zuversichtlich, dass es eine grandiose Premiere werden wird. „Sie waren alle sehr aufgeschlossen und bei den Proben sehr engagiert und konzentriert“, berichtet er am Freitag bei einer Probe. Die mutige Stückauswahl habe sich gelohnt. „Darüber bin ich sehr froh.“