Aus dem Online-Angebot der Bergischen Morgenpost vom 16.11.2023 von Cristina Segovia Buendía. Foto: Jürgen Moll.
Das White Horse Theatre war am THG zu Gast und bescherte den Schülern wunderbare Vorstellungen. Das Stück für die älteren Jahrgänge, dem auch Erasmus-Schüler aus Frankreich und Holland beiwohnten, warb auf verspielte Art und Weise für mehr Toleranz und Respekt und richtete sich gegen Fremdenfeindlichkeit.

Das „White Horse Theatre“ gastierte am Mittwochvormittag am THG mit der Aufführung des Theaterstücks „Neighbours with Long Teeth“. Foto: Jürgen Moll
Eine klassisch englische Familie namens Smith, die mit der Nagelschere den Rasen im Garten penibel auf den Millimeter genau zurechtstutzt, immer höflichst die Nachbarschaft am Gartenzaun grüßt und sogar zu besonderen Ereignissen und Anlässen – wie es sich gehört – an der Tür klingelt, um Glückwünsche oder Beileidsbekundungen zu übermitteln. Sie bekommt neue Nachbarn, die so gar nicht zu den vorherrschenden Konventionen passen. Vater Smith wundert sich noch, dass am Einzugstag zwei Särge in das Haus getragen werden und befürchtet Schlimmstes. „Wie schlimm das sein muss, an solch einem Tag gleich zwei geliebte Menschen zu verlieren. Wir sollten hin, um unser Beileid auszudrücken.“
Das Stück „My neighbors with long teeth“, das das White Horse Theatre am Mittwochvormittag für die Acht- und Neuntklässler des THG präsentiert, ist kurzweilig, amüsant und trotz starkem britischen Akzent auch für nicht englische Muttersprachler sehr gut zu verstehen. Doch um die Sprache geht es nur peripher. Die Botschaft des Stücks ist bedeutsamer, vor allem zu diesem Zeitpunkt, vor dem Hintergrund brodelnder Kriege und immer größerer gesellschaftlicher Spaltungen. Und in Anbetracht dessen, dass im Publikum auch Austauschschüler aus den Niederlanden und Frankreich sitzen. Denn es geht um Toleranz und Respekt gegenüber anderen, die nicht so sind wie man selbst.
Denn tatsächlich haben die neuen Nachbarn nicht ihre jüngst verstorbene Großmutter mit im Gepäck. Die Särge sind die Schlafplätze der neuen Bewohner. Denn Count Spatula und seine Tochter Phyltias sind Vampire. Ein Unding für Vater und Mutter Smith, die ihrem Sohn Richard verbieten, Zeit mit der neuen Nachbarin zu verbringen. Weil sie anders sind und gänzlich aus dem vorherrschenden Raster der Siedlung fallen, werden die neuen Nachbarn als Bedrohung wahrgenommen. Doch der Heranwachsende, wie sollte es anders sein, widersetzt sich den Eltern und findet nach anfänglicher Angst, von Phyltias gebissen und ausgesaugt zu werden, Gefallen an der außergewöhnlichen und attraktiven Nachbarin.
Doch es gibt Probleme: Phyltias ist zwar eine moderne Vampirin, die Blut nur noch abgefüllt in Flaschen trinkt, doch ihr Vater, Count Spatula, ist traditionell und bevorzugt das Trinkvergnügen aus dem lebendigen Gefäß. „Dann sind meine Eltern ja in Gefahr“, bemerkt Richard erschrocken. Doch das Vampir-Mädchen beruhigt. „Er wütet eigentlich nicht in der Nachbarschaft.“ Stattdessen vergreift sich Count Spatula, als er aus seinem Schlaf erwacht und aus dem Sarg steigt, am Publikum und sucht sich dafür niemand geringeres aus, als Mathe- und Physiklehrer Carsten Rödding, der amüsiert in der ersten Reihe sitzt und den Spaß, zur Freude aller Schüler, heiter mitspielt.