Aus dem Online-Angebot der Bergischen Morgenpost vom 17.12.2019
Von Theresa Demski und Wolfgang Weitzdörfer
Die Sekundarschule und das Theodor-Heuss-Gymnasium werden ausgezeichnet. Ein Pate ist Fotograf und Künstler Wolfgang Tillmans.
„Also Leute: Aufstehen, Zusammenhalten und Courage zeigen“: Schülersprecherin Rosanna Düring rief ihren Appell durch die Pausenhalle. Es sei gar nicht so schwer, gegen Rassismus aufzustehen und Courage zu zeigen, befand die Schülerin. „Wir müssen einfach füreinander da sein“, ergänzte sie noch. Und dann nahm sie gemeinsam mit ihrem Vorgänger Dan Lehnert das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ entgegen. Dorothea Wirtz, Regionalkoordinatorin des Programms, hatte die Urkunde im Gepäck und lobte die Schüler für ihren Einsatz.
Diese hatten nämlich bei ihren Mitschülern für Unterstützung getrommelt: Nur wenn 70 Prozent der Schüler und Lehrer ihre Unterschrift unter die Verabredung gegen Rassismus und für Courage setzen, erhält eine Schule das Siegel. Das sei nun eine Verpflichtung, mutig gegen Diskriminierung einzuschreiten, erinnerte Schulleiter Matthias Fischbach-Städing.
„Wir sind mit unsern Mitschülern zu diesem Thema ins Gespräch gekommen“, erzählte dann Leon Stank, der zur Siegelverleihung ebenfalls zurück in die alte Schule gekommen war. Viele hätten über eigene Erfahrungen mit Ausgrenzung berichtet – auch an der Schule. Mit Dan Lehnert und Leon hatte die Initiative am THG damals begonnen. „In einer Zeit, in der Engstirnigkeit und Ignoranz, Ausgrenzung und Rassismus wieder Wahlen gewinnt und in unserem Alltag an vielen Stellen erlebbar sind, wollen wir aufstehen“, betonte Dan Lehnert. Es gebe kein Recht auf Hass und Ausgrenzung, sondern eines auf Menschenwürde und Gleichberechtigung.
Die neu gewählte Schülervertretung hatte die Fäden dann aufgenommen – und das Siegel beantragt. Zur Verleihung gestern Mittag kam auch der gebürtige Remscheider Wolfgang Tillmans, der sich als Fotograf international einen Namen gemacht hat. „Macht mit und lasst nicht die anderen entscheiden“, appellierte er an die Schüler am THG und ermutigte die Jugendlichen, sich ihren eigenen Vorurteilen zu stellen. Er will den Kontakt zur den Schülern halten und Projekte unterstützen.
Denn die Jugendlichen haben viel vor: „Wir haben bereits Seminare zum Thema Courage besucht“, erzählte Rosanna Düring. Und demnächst sei ein Projekt geplant, bei dem Schüler porträtiert werden und über ihre Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzung berichten sollen.
Bereits 1995 wurde das Projekt Schule ohne Rassismus in Deutschland gegründet, die erste ausgezeichnete Schule war das Immanuel-Kant-Gymnasium in Dortmund. Heute gibt es über 3000 Schulen in ganz Deutschland. Die Sekundarschule in Radevormwald gehört seit Montag auch dazu.
Am Vormittag bekam die Schulleiterin Sandra Pahl von Dorothea Wirtz, der Regionalkoordinatorin von Schule ohne Rassimus im Oberbergischen Kreis, das große Schild überreicht, das im Anschluss daran gut sichtbar vor den Schuleingang befestigt wurde. „2017 hat sich bei uns eine AG gegründet, die von Pinar Yurduseven geleitet wird. 2018 haben wir dann die Unterschriftenliste gestartet, die für die Verleihung des Titels abgeben mussten“, sagte Sandra Pahl.
Mehr als 70 Prozent der Schüler und der an der Schule beschäftigten Mitarbeiter haben mit ihrer Unterschrift zugestimmt, zur Schule ohne Rassismus werden zu wollen. „Damit hatten wir überhaupt kein Problem, die Unterschriften haben schon bald ausgereicht“, sagte die Schulleiterin.
Der Titel verpflichte allerdings, betonte sie weiter. „Wir wollen jetzt mindestens einmal pro Jahr ein entsprechendes Projekt starten. Dazu kommt: Wir dulden an unserer Schule keinen Rassismus und keine Unterdrückung, keine Hetze und keine Gewaltandrohung mehr – auch nicht auf den Handys“, sagte die Schulleiterin.
Unterstützt werde das Projekt durch einen Paten. Im Fall der Sekundarschule war es kein Unbekannter. „Walter Ulber war Lehrer an der Hauptschule und hat das Projekt vor zehn Jahren mit nach Radevormwald gebracht“, sagte Sandra Pahl. Ulber zeigte sich sichtlich gerührt von der Aufgabe. „Ich habe in meiner Zeit an der Hauptschule viele junge Menschen kennengelernt, die nicht aus Deutschland kamen. Und das hat immer sehr gut funktioniert. Daher freue ich mich umso mehr, das Projekt hier an der Sekundarschule zu begleiten“, erklärte Uber.
Dorothea Wirtz betonte, dass sie sich auf den Austausch mit den Schülern der Sekundarschule freue. „Insgesamt gibt es 18 Schulen in Oberberg, die den Titel tragen. Wendet euch bitte an mich, wenn ihr Projekte umsetzen wollt“, sagte die Regionalkoordinatorin.