Schon seit einiger Zeit beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 5 im Religionsunterricht mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden. Doch die Kinder wollten dieses Thema nicht nur theoretisch im Unterricht behandeln, sondern vor Ort real erleben. Kaum eine Stadt eignet sich dafür besser als Radevormwald – schließlich ist die Silhouette der vier großen Kirchen im Stadtzentrum auch in der Kopfzeile der städtischen Homepage und auf jedem offiziellen Briefbogen abgebildet.

Am Dienstag, dem 29.05.2018, begaben sich deshalb alle Religionskurse der Jahrgangsstufe 5 mit ihren Lehrern, Gabi Nath, Gunnar Schubert und Pfarrer Uwe Königsbüscher, bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg, die drei Rader Kirchen in der Nähe des Marktplatzes zu erkunden. Mit bei dieser spannenden Exkursion war auch Radiolehrer Alexander Kühn vom schuleigenen Radiosender „THGfm“.

In der evangelisch-lutherischen Kirche wurde parallel zu unserem Besuch ein Gottesdienst der GGS Stadt durchgeführt, sodass wir dort nicht nur von Pfarrer Müller, sondern auch von vielen Grundschulkindern begrüßt worden sind, die gerade das bekannte Lied „Laudato si“ sangen. Jeder, der sich in Rade die lutherische Kirche schon einmal genau angeschaut hat, hat die Richtung Oststraße zeigende, künstlerisch gestaltete Uhr gesehen, wobei die Schüler schnell merkten, dass es gar nicht so einfach ist, diese Uhr zu lesen – haben Sie/hast du es schon einmal versucht?

Nach der Erklärung, wie vor einigen hundert Jahren aus der lutherischen Kirche die altluherische Martinigemeinde in der Ülfestraße entstand, erkundeten die Kinder nach einer kurzen Trinkpause am Marktplatz die katholische Kirche. Dass diese Kirche, ähnlich wie die lutherische, ein symbolträchtiger Ort ist, erkennt man schon beim Betreten der katholischen Kirche „St. Marien“: Die Türklinke gleicht einer Taube, die wiederum in der christlichen Lehre den heiligen Geist symbolisiert. Neben den bunten und riesengroßen Fensterscheiben fanden die Schüler insbesondere die unterirdische Krypta, einen Ort für Heiligengräber sehr interessant. Die Krypta könnte man auch als „Kirche in der Kirche“ bezeichnen. Da aber eine Beerdigung anstand, haben wir andächtig die katholische Kirche wieder verlassen.

Nun gab es erst einmal eine weitere Pause, in der man einmal in Ruhe etwas essen und trinken und sich mit den anderen über die bisherigen Erkenntnisse und Eindrücke austauschen konnte. Anschließend marschierten die Kinder dann zur letzten Station: der evangelisch-reformierten Kirche, die nicht nur deshalb so besonders war, weil in ihrem Eingangsbereich eine über 400 Jahre alte Lutherbibel zu sehen war, sondern weil in ihr auch das Bilderverbot der reformierten Kirche deutlich wurde. Die vielen Symbole der ersten beiden Kirchen waren in der reformierten nicht zu entdecken, dass fing bei den schlichten Glasfenstern an und hörte bei Herrn Königsbüschers Angebot auf: „Wenn jemand ein Kreuz findet, bekommt er von mir 5 Euro!“.

Vom Radiolehrer wurden viele Schülerinnen und Schüler zu Beginn der Exkursion gefragt, ob es denn normal sei, dass es in Radevormwald so viele Kirchen gebe, was die Kinder mit einem klaren „Ja!“  beantworteten. Im Rahmen dieser Exkursion haben sie aber alle gelernt, dass dies überhaupt nicht normal ist. Insbesondere die Tatsache, dass es in unserer Kleinstadt sowohl eine lutherische als auch eine reformierte Kirchengemeinde gibt, ist eine Kuriosität, die im gesamten Rheinland sonst nur noch in Wuppertal-Ronsdorf vorkommt.

Die Schüler der Klassen 5a und 5c wanderten mit ihren Lehrern anschließend begeistert, aber auch etwas erschöpft mit einem neuen Wissensschatz und vielen neuen Eindrucken zur Schule zurück, während die Lehrer ebenso erschöpft waren nach den gefühlt mehreren hundert, teils kirchenphilosophischen Fragen der Kinder.

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5b warteten am Marktplatz noch auf ihre Erdkundelehrerin, Ulla Hütz, und auf ihre Bio-/Klassenlehrerin, Nora Bongs, da für sie alle nun die nächste Exkursion zu einem Bauernhof anstand.