Von Claudia Radzwill
Die Bilder gingen nahe – auch wenn bewusst auf Fotos von Schwerverletzten und Toten verzichtet wird. „Unser Ziel ist eine kontrollierte Betroffenheit“, sagte Udo Müller von der Kreispolizei. Er ist Geschäftsführer des Projektes „Crash Kurs NRW“. Mit der Fotoschau will das Team Oberstufenschülern ein Gefahrenbewusstsein vermitteln und an die Eigenverantwortlichkeit sowie die Verantwortung gegenüber Mitfahrern appellieren. Die Botschaft an die Jugendlichen: „Jedes Bild ist Zeuge für eine falsche Entscheidung. Mit unwiderruflichen Folgen!“ Am Morgen kamen auch Retter zu Wort. „Passiert ein Unfall, sind nicht nur die Opfer betroffen,“ betonte Udo Müller. Niko Linden ist Rettungsassistent. Er erinnerte sich gut an einen Tag im Juni. „Der 19-jährige Fahrer war eingeklemmt. Irgendwann hörte man nichts mehr von ihm.“ Schwerverletzt kam der junge Fahrer ins Krankenhaus. „Am Anfang standen da Schilder mit der Aufschrift: Du schaffst das! Später stand dort: Wir denken an Dich!“ Der Fahrer erlag seinen Kopfverletzungen. Auch Feuerwehrmann Andreas Beckmann steckt solche Erlebnisse nicht einfach so weg. „Bei einem Unfall konnte im letzten Augenblick der Junge noch befreit werden. Hätte es nur ein wenig länger gedauert, hätte man das Bein an der Unfallstelle amputieren müssen.“ Ähnliche Erfahrungen machten Notärztin Silke Mädje, Notfallseelsorger Karl-Heinz Blasberg und Polizist Uwe Petsching. Stephanie Schneider dagegen war als Kind selbst Opfer eines Unfalls. Sie erzählte davon, wie schwer es ist, mit den Verletzungen zu leben. Warum die Aktion? „Die Statistik zeigt, dass die 18- bis 24-Jährigen überproportional an schweren Unfällen beteiligt sind“, fasste Müller zusammen. Sein Kollege Frank Rösner zählte Risiken auf, die leichtfertig und unüberlegt zum Crash führen können. Alkoholmissbrauch, das Nichtanschnallen, gewagte Überholmanöver gehören dazu. „Ganz wichtig: Das Handy sollte während der Fahrt nicht benutzt werden.“ Der junge Fahrer, von dem Rettungsassistent Linden zuvor berichtete, hatte noch kurz vor dem Crash mit der Freundin telefoniert. Rösner mahnte eindringlich: „Jedes Leben ist wertvoll. Ihr habt es selber in der Hand. Verkehrsunfälle sind vermeidbar!“ Die Bilder und Worte hinterließen Eindruck bei den Schülern der Jahrgangsstufen 11 und 12 – zumal es sich um Unfälle im Kreisgebiet handelte. Es waren nicht nur weit entfernte Meldungen aus den Nachrichten, sondern Wipperfürth, Waldbröl und Lennep waren die nahen Einsatzorte. Fast die Hälfte der Rader Oberstufenschüler hat bereits den Führerschein. So wie Tim Dörner. Er besucht die 12. Jahrgangsstufe. „Wenn man die Bilder sieht, fängt man an zu überlegen, was man selbst macht“, meinte er. „Das Projekt ist daher eine gute Sache.“