Der letzte Schultag vor den Sommerferien war für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6b noch einmal besonders spannend – nicht unbedingt nur wegen der Zeugnisse. Doch von Beginn an:
Vor gut zwei Wochen hat die Klasse von ihrem Deutschlehrer, Alexander Kühn, den Auftrag erhalten: “Entwickelt doch bitte einmal Coronaspiele – entweder als Brettspiele für einen geselligen Familienabend oder als Videospiele bzw. Handyspiele! Lasst in die Entwicklung eurer Spiele möglichst viele eurer Pandemieerfahrungen einfließen.”
Was anfangs lediglich als Aufgabe für die 90-minütige Doppelstunde gedacht war, kam bei den Sechstklässlern jedoch so gut an, dass daraus ein mehrwöchiges Projekt wurde. Während der Bearbeitungsphase wurde die Kontaktaufnahme zu anderen Gruppen von einigen als “Industriespionage” bezeichnet und am Ende wurden die Projekte dem Rest der Klasse, als kritische Investoren, präsentiert.
Die entwickelten Corona-Spiele waren nicht nur total unterschiedlich, sondern zudem unglaublich präzise und realistisch konzipiert. Die Brettspiele wurden sogar so umgesetzt, dass man sie tatsächlich auch spielen kann – inklusive zahlreicher Fragen- und Aktionskarten sowie selbst erstellter Spielfiguren. Auch die Handy- und Konsolenspiele hätten wir gerne in die Realität umgesetzt – jedoch reichten dafür unsere finanziellen und programmiertechnischen Kompetenzen (noch) nicht aus…
“Besonders beeindruckt haben mich die realitätsnahen und präzisen Planungen – das war unglaublich!”, schildert Herr Kühn seine Erfahrungen. “Zudem war ich sehr überrascht, wie kreativ und umfangreich die eigenen Pandemieerfahrungen in die einzelnen Produkte eingeflossen sind.” Da am Anfang die Coronapandemie oft mit den ersten Erfahrungen bezüglich der Spanischen Grippe vor ca. 100 Jahren verglichen worden ist, hat sich Herr Kühn am Ende des Projekts gefragt, ob nicht auch diese umfangreiche und kreative Auseinandersetzung mit den Pandemieerfahrungen aus der Sicht junger Schüler/-innen eines Tages für zukünftige Generationen interessant sein könnte, weshalb er kurzfristig Kontakt mit dem Radevormwalder Stadtarchiv aufgenommen hat. Frau Kausemann, die Stadtarchivarin, war von diesem Projekt so begeistert, dass sie ganz spontan am nächsten Morgen, dem letzten Tag vor den Sommerferien, im Deutschunterricht der Klasse 6b vorbeischaute, um die Produkte der Klasse mitzunehmen, aufzubereiten und im Stadtarchiv der Nachwelt zu erhalten.
“Ich bin Herrn Kühn für die Kontaktaufnahme und die Einladung in die Schule sehr dankbar”, berichtet Frau Kausemann der Klasse, “das, was ihr hier gemacht habt, ist auf jeden Fall archivwürdig und für zukünftige Generationen interessant. Eure Ausarbeitungen dürfen dann in keiner zukünftigen Corona-Ausstellung fehlen und eure Brettspiele werde ich auch noch einmal so aufbereiten, dass wir die beim Ferienspaß direkt ausprobieren können.”
Herr Kühn dankte Frau Kausemann – auch im Namen der Klasse – für ihren spontanen und informativen Besuch sowie die vielen wertschätzenden und anerkennenden Worte.
Folgende Coronaspiele wurden entwickelt:
1.) “Corona-Manager”
- Art des Spiels: Handy-/PC-/-Konsolenspiel
- Ziel des Spiels: Coronapandemie in der eigenen Stadt managen
- grober Ablauf des Spiels: Man bekommt Geld und muss davon Impf-/Testzentren kaufen und unterhalten. Durch In-App-Käufe kann man die Zentren schneller upgraden.
2.) “Infected”
- Art des Spiels: Brettspiel
- Ziel des Spiels: Das Ziel erreichen, ohne sich zu infizieren.
- grober Ablauf des Spiels: nacheinander wird gewürfelt; zwischendurch müssen Wissensfragen beantwortet oder Aktionskarten ausgeführt werden.
3.) “Entkomme Corona”
- Art des Spiels: Handyspiel
- Ziel des Spiels: Durch ein Labyrinth ins Ziel kommen
- grober Ablauf des Spiels: Man läuft durch ein Labyrinth, während ein Coronavirus einen verfolgt. Man muss fünf Masken einsammeln, sonst wird das Zielfeld nicht freigeschaltet. Wenn man auf seinem Weg Impfstoff einsammelt, kann man das Coronavirus eliminieren und erhält Virenpunkte (Lebenspunkte).
4.) “Virus Infection”
- Art des Spiels: Videospiel für alle Geräte
- Ziel des Spiels: Menschen mit einem Virus infizieren
- grober Ablauf des Spiels: Man ist quasi ein Virus/eine böse Macht und soll in verschiedenen Leveln mit unterschiedlichen Methoden an unterschiedlichen Orten Menschen mit einem neuartigen Virus infizieren.
5.) “Corona-Sicherheit-Simulator”
- Art des Spiels: Konsolen-/Computer-/Handyspiel
- Ziel des Spiels: So viele Leute wie möglich testen und impfen.
- grober Ablauf des Spiels: Man muss Leute impfen und testen. Dabei kann man sich zwischen Singleplayer- und Multiplayer-Modus entscheiden. Durch In-App-Käufe sind verschiedene Skins und Spritzentypen (z. B. “Gold-Spritze”, “Samurai-Spritze” oder “Teddy-Spritze”) zu erwerben.
6.) “Corona Time”
- Art des Spiels: Konsolenspiel
- Ziel des Spiels: Die Coronapandemie überstehen (Open-end-Game, 3D-Spiel).
- grober Ablauf des Spiels: Man muss Jobs annehmen, um Coins zu verdienen, sich an die unterschiedlichen Einschränkungen in Abhängigkeit von der Inzidenz – auch kurzfristig – anpassen und sich regelmäßig testen und impfen lassen. Durch In-App-Käufe (9,98€) sinkt die Inzidenz unter 10. Wenn man nach 22:00 Uhr draußen herumläuft, wird man von der Polizei verfolgt.
7.) “The Infection”
- Art des Spiels: Brettspiel
- Ziel des Spiels: Man muss zweimal das Impfzentrum erreichen.
- grober Ablauf des Spiels: Nacheinander wird gewürfelt; zwischendurch müssen Wissensfragen beantwortet oder Aktionskarten ausgeführt werden.
- Besonderheiten: Als Spielfiguren stehen zur Verfügung: Eine Rolle Toilettenpapier, eine Packung Taschentücher, eine Tube Desinfektionsmittel sowie ein Coronaschnelltest.
8.) “Das Virus”
- Art des Spiels: Konsolen-/Computerspiel
- Ziel des Spiels: Der Spieler muss die Welt von dem neuen Virus befreien.
- grober Ablauf des Spiels: Nach einem Meteoriteneinschlag verbreitet sich auf der gesamten Welt ein neuartiges Virus. Ein Großteil der Weltbevölkerung ist bereits infiziert. Als Endgegner steht man im Storymodus dem Ur-Virus gegenüber und hat als Waffe ein Superdesinfektionsmittel, das man jedoch nur einmal benutzen kann. Als Währung in diesem Spiel dient Toilettenpapier. Wichtig ist, dass man schnell neue Impfzentren und Impffabriken baut, um sich auch zügig gegenüber Mutationen zu schützen.